TESTS

Fritz Schwertfege

Kora TB140 | Vollverstärker – Square Dance

Inhaltsverzeichnis

Als die Redaktion anfragte, ob ich Lust auf eine Teststellung von Kora (Vertrieb: https://www.soreal-audio.de/) aus Portet-sur-Garonne bei Toulouse hätte, wurde ich sofort neugierig. Es sollte ein Vollverstärker sein, so hieß es, und ich hörte auch noch irgendetwas von Röhren. „Fein, fein”, kam es mir in den Sinn, „das wird interessant!” Während ich das warme Röhrenfeuer mit dem Bouquet eines körperlichen, erdigen Maghani der Domaine Canet-Valette aus Saint-Chinian in Verbindung zu bringen suchte, ahnte ich noch nicht, wie falsch ich mit dieser Annahme liegen würde.

Doch fangen wir von vorne an. Röhrenverstärker werden von vielen Musikfreunden für ihre oft wärmer angehauchte Tonalität und sanftere Hochtonstilistik geschätzt. Ihr Gegenpart, die Transistorenfraktion, klingt für viele geradliniger, vielleicht auch nüchterner, mit blasseren Farbtönen versehen – dafür ist sie aufgrund der zumeist größeren Leistungsreserven und niedrigeren Ausgangsimpedanz auch für schwierigere Lautsprecherlasten geeignet. Röhrenbestückte Amps bandeln dagegen bevorzugt mit wirkungsgradstarken Lautsprechern an, die bereits mit ein paar Watt aufblühen, kommen sie so doch nicht in Verlegenheit. Soweit das HiFi-Klischee, an dem aber durchaus einiges dran ist.

Der Vollverstärker Kora TB140, links angewinkelt

Viel reduzierter kann man einen Röhrenverstärker nicht bauen: Der TB140 ist das kleinste Modell der drei Vollverstärker des französischen Herstellers Kora

Naheliegend ist es da natürlich, das Beste aus beiden Fraktionen, Röhren und Transistoren, vereinen zu wollen. Doch um eine simple Hybrid-Schaltung geht es hier dem Vernehmen nach nicht. Die französischen Entwickler haben sich etwas Interessanteres ausgedacht – sie bieten laut eigener Aussage keinen Transistor-Verstärker mit Röhrenunterstützung in der Vorstufe, sondern vielmehr einen echten Röhrenverstärker mit „zuarbeitenden“ Transistoren in der Endstufe an. Hm, das klingt etwas eigenwillig, wenn nicht gar spitzfindig – und ehrlich gesagt auch ein wenig nach Marketingprosa. Aber dazu kommen wir später noch. Schauen wir uns den Kora TB140 (5.900 Euro) zunächst einmal von außen an.

Inaugenscheinnahme

Der Kora TB140 ist das kleinste Vollverstärker-Modell aus der Palette der Franzosen. Wer‘s gerne noch a bisserl üppiger mag, der greift entweder auf das nächstgrößere Modell TB200 oder TB400 beziehungsweise gleich auf eine Vor-/Endstufen-Kombination zurück, wobei es die Kora-Endverstärker wahlweise als Mono- oder Stereo-Variante in zwei „Kalibern“ zur Auswahl gibt. Abgerundet wird das Ganze von einer Hochpegel- und Phono-Vorstufe, einem DAC und einem CD-Player, sodass man hier fast jeden Komponenten-Wunsch bedient bekommt, entsprechendes Kleingeld vorausgesetzt.

Der Kora TB140 aus Vogelperspektive

Ein schwungvoller Kora-Schriftzug ziert den Gehäusedeckel des TB140

Optik, Haptik, Anschlüsse

Der Kora TB140 verfügt über eine reduzierte Formensprache mit sanft abgerundeten Kanten. Schon die erste Berührung des Gehäuses hinterlässt aufgrund der Materialien Stahl und Aluminium – und des Gewichts von 9,5 Kilogramm – einen soliden Eindruck. Die Oberfläche des mineralgrauen Gehäuses fühlt sich glatt, wertig und handschmeichelnd an. Sauber herausgearbeitet wurde auch das Firmenlogo auf der Geräteoberseite. In Verbindung mit der zweifarbigen Front besitzt der Integrierte eine noble Note. Auch hinsichtlich der Verarbeitung gibt es nichts zu bekritteln, die längs wie seitlich angebrachten Kühlschlitze wiederholen sich maßgenau und lockern die Optik auf.

Wo sich andere mit vielen Knöpfen, Displays oder designtechnischen Spielereien um optische Markanz bemühen, gibt sich der Kora schlicht und dezent. Auf der rechten Seite findet sich ein kleines, bernsteinfarbenes OLED-Display, das gut ablesbar über Lautstärke, Eingangswahl und bei Bedarf auch über Parameter wie Eingangsempfindlichkeit und Balance Auskunft gibt. Neben dem Display findet sich ein bündig eingelassener Dreh-Drück-Regler, der neben Pegeljustage auch die weiteren Einstellungen im Systemmenü erlaubt. Das war’s.

Cinch-Schnittstellen des Kora TB140

Analog only – die Cinch-Schnittstellen des Kora TB140. Neben vier Line-Level-Inputs gibt’s noch Phono-MM und einen Pre-Out

Rückseitig verfügt der Kora TB140 über insgesamt sechs Cinch-Doppel, jedoch keinerlei symmetrische Eingänge, was ich schade finde – und neben der in diesen Preisregionen inadäquaten haptischen Qualität der Fernbedienung meinen einzigen Kritikpunkt darstellt. Wählen lässt sich zwischen vier Hochpegel-Eingängen und einem Phono-MM-Input, hinzu gesellt sich noch ein Pre-Out. Der Line-4-Eingang lässt sich im System-Menü als sogenannter „Bypass“ konfigurieren, sodass die Lautstärkeregelung des Kora umgangen wird und ein AV-Receiver angeschlossen werden kann.

Die Fernbedienung des Kora TB140

Macht ihren Job, aber keinen Eindruck: die Fernbedienung des Kora TB140

Technik – alle guten Dinge sind vier

Kommen wir zum technischen Aufbau. Ein 300-VA-Ringkerntrafo nimmt direkt hinter der Front eine zentrale Position im erste Gehäusedrittel ein. Dahinter breitet sich die mit hochwertigen Bauteilen bestücke Platine aus. Zentral und gut zu sehen: Die Siebkondensatoren des Netzteils mit einer Gesamtkapazität von 88000 µF, die der Audio-Schaltung eventuelle Restwelligkeiten vom Leib halten sollen. Wesentlicher Bestandteil dieser Schaltung ist ein Quartett aus vier Doppeltrioden. Kora spricht hierbei von „Square Tube Technology“. Was steckt dahinter?

Blick ins Innere des Kora TB140

Haube hoch – Blick ins Innere des Kora TB140

Zwei Trioden vom Typ ECC83 bilden eine symmetrische Eingangsstufe und zwei weitere ECC82 die Ausgangsstufe, die ähnlich wie eine OTL-Schaltung in Push/Pull arbeiten soll, so die Franzosen. „OTL“ steht für Output Transformer Less, also jene seltene Art von Röhrenverstärkern, die auf einen Ausgangstransformator verzichtet. Dementsprechend lassen sich beim Kora TB140 natürlich auch keine Ausgangsübertrager finden.

Schematische Darstellung der Square Tube Technology von Kora

Schematische Darstellung der Square Tube Technology von Kora

Nun ist so eine ECC82 freilich keine Leistungsröhre und dementsprechend kann sie auch keine Leistung liefern. Hier kommen die Transistoren ins Spiel: Diese übernähmen zwar keinerlei Verstärkung, so die Franzosen, lieferten aber „komplementär“ den von den Lautsprechern benötigten Strom, während besagte Röhren den gesamten Verstärkungs-Job besorgten. Und genau das ist auch der Grund, warum die Kora-Entwickler darauf beharren, dass es sich bei ihrem Verstärker um keine (normale) Hybrid-Schaltung handelt.

Wie dem auch sei – die Square-Tube-Schaltung wird jedenfalls von zwei Spannungsschienen versorgt, an denen jeweils circa 250 Volt anliegen. Wichtig sei, so die Franzosen, dass die Stromversorgung immer mehr Leistung bereitstellen könne als für das Audiosignal gebraucht werde. Selbst wenn der Verstärker „auf Hochtouren“ laufe, verbrauche er nur etwa 20 % der potenziell möglichen Leistung. Die Idee hinter dieser Art von Überdimensionierung ist, dass der Verstärker stets in seinem „Komfortbereich“ arbeiten kann. Apropos Leistung: Für 2 x 70 Watt an 8 Ohm sei der TB140 gut. Jetzt wissen Sie auch, woher die Zahl in seinem Namen stammt.

Kora TB140: Hörtest und Vergleiche

Wenn fünf Künstler ein Porträt anfertigen, gibt es im Anschluss fünf Interpretationen des Models. Um den Kora TB140 zu vergleichen und einzuordnen, habe ich kurzerhand die im Hörraum verfügbaren Verstärker an die bändchenbestückten Monitor Audio Gold 200 sowie an die Magnetostaten LRS+ von Magnepan angeschlossen. Natürlich sind die Vergleichsgeräte teils in ganz anderen Preisklassen und mit anderen Verstärkungskonzepten unterwegs. Dazu gehören der WiiM Amp Ultra (600 Euro, Class-D), die Fosi-Audio-P4-Vorstufe nebst V3-Monos (circa 550 Euro) sowie die Vintage-Sonys TA-DA 5000 ES und TA-E 808 ES. Der von uns getestete koreanische Streaming-Verstärker Waversa Wslim Lite kommt mit seinem zusätzlichen Linearnetzteil schon näher heran (3.000 Euro). Doch erst die Eversolo-Kombi aus Netzwerkplayer/Vorstufe DMP-A10 samt passender F10-Endstufe (circa 6.000 Euro) schließt preislich wirklich auf.

Die vier Röhren im Kora TB140

Vier Doppeltrioden besorgen die Verstärkung im Kora TB140

Vorsicht, Spoiler!

Auch wenn ich jetzt ein wenig spoile: Meine anfängliche Annahme, der Kora TB140 dürfte aufgrund der Röhren zu einer erdigen, dunklen und irgendwie sanft-gefälligen Charakteristik tendieren, wurde ziemlich schnell wiederlegt. Der unscheinbar anmutende Franzose spielt geradezu wie berauscht, will sagen: schwebend, leicht und derart losgelöst, dass man Raum und Zeit zu vergessen gewillt ist. Insbesondere mit den Magnepan LRS+ wird es fast schon unheimlich, der Kora macht vieles deutlich anders.

Was genau?

Also: Der Kora TB140 spielt unglaublich schnell, unaufgeregt-transparent bis ins letzte Detail und „klotzt“ vor allem mit seinem Auflösungsvermögen. Der Bassbereich wird dabei angenehm ausbalanciert-neutral dargeboten, vor allem aber sehr detailreich und sportlich-straff durchtrainiert. Die Mitten – Violinen, Blasinstrumente, Stimmen – bewegen sich ein Schritt auf mich zu und begeistert mit ausgeprägter Plastizität und Authentizität, wenngleich sie auf der etwas leichteren Seite von neutral angesiedelt sind. Aus diesem feingliedrigen, beweglichen Gemisch entsteht eine ganz besondere Atmosphäre und Eindringlichkeit, die dafür sorgt, dass ich am Kora TB140 förmlich festklebe.

Um die Vergleiche im Folgenden nicht überzustrapazieren, vorneweg eine kurze Zusammenfassung: Fosi und WiiM spielen preisklassenbezogen bemerkenswert, fallen aber erwartungsgemäß insbesondere in Bezug auf Raum- und Tiefenwirkung sowie Auflösungsvermögen und dynamischem Ausdruck deutlich ab. Der Waversa Wslim Lite und vor allem die Eversolo-Kombi können da schon eher mithalten.

Höhen und Auflösungsvermögen

Tindersticks Soft TissueFür die Bewertung der Hochtonqualitäten des Kora TB140 ziehe ich das Stück „Don´t Walk, Run“ der Tindersticks (Album: Soft Tissue) zu Rate. Rasch fällt auf, dass der Kora TB140 eher Feingeist als Rabauke ist – er vereint Transparenz und seidigen Duktus mit neutralem Durchzug. So blitzen die metallischen perkussiven Elemente leuchtstark auf und werden feinziseliert mit dem genau richtigen Maß an Strahlkraft dargeboten. Nichts beißt im Ohr und trotzdem wirkt es lebhaft, klar, impulsiv. Dieses außergewöhnliche Auflösungsvermögen ist verantwortlich dafür, dass der „perkussive Fingerabdruck“ im Stück mehr Umriss und Plastizität als gewöhnlich erhält und eine mitreißendere Intensität als beispielsweise über den sanfter abrundenden Waversa Wslim Lite transportiert wird.

Das Lautsprecherterminal des Röhrenverstärkers Kora TB140

Single Wire reicht, meinen die Franzosen offenbar – das Lautsprecherterminal des Kora TB140

Auf den Becken gespielte rhythmische Strukturen, die sonst irgendwo verborgen mitlaufen, legt der Kora TB140 so transparent offen wie es auch die Eversolo-Kombi vermag. Der Unterschied: Letztere besitzt einen Hauch mehr Glanz, agiert noch etwas zupackender. Der Kora hingegen wirkt „lässiger“, etwas feiner granuliert und liefert eine ätherisch-luzide Auflösung bar jeglicher „Beflissenheit“, die dem Eversolo-Gespann zu eigen ist. Und das unabhängig davon, ob leise, mittlere oder gehobenere Pegel abgerufen werden. Diese Unaufdringlichkeit bei aller Klarheit, diese strikte, aber eben nicht „leblose Ausgewogenheit“ im Höhenband ist sicherlich eine der Besonderheiten des Franzosen.

Feindynamik

Wenn es um Feindynamik geht, möchte ich natürlich wissen, ob ein Verstärker auch leise Details „mitnimmt“, die sich beim Sprung von sanfter zu lauterer Passage ergeben. Zweiter Akt der Oper Partenope von Händel (Album von Erato – Gauvin, Jaroussky, Iervolino): Kontrolle, Geschwindigkeit und ansatzlose Darstellung der Dynamik stimmlicher Variationen sind wirklich bemerkenswert. Quercheck: Mein Vintage-Bolide Sony TA-E 808 ES dickt hier fast schon sirupartig an, das klingt alles deutlich gemütlicher. Ein weiteres Beispiel: Die Ouvertüre von Beethovens Dramenhandlung Egmont (Filharmonie Brno / Fabian Enders) lässt das feingewobene rhythmische Gegenspiel einprägsam aufleuchten statt lustlos mitlaufen. Das ist highfidele Kunst, die Emotionen transportiert statt nur Töne und Noten.

Detailaufnahme vom Gerätefuß des Kora TB140

Feindynamische Fähigkeiten sind auch in anderen Zusammenhängen gefragt, beispielsweise beim Umgreifen auf dem Griffbrett oder beim Luftholen während des Spiels auf einem Blasinstrument. Genau solche feinen Mikrodetails transportiert der Kora TB140 müheloser als viele andere Verstärker. Diese Art der „musikalischen Freistellung“ von Spielgeräuschen, aber auch die gebotene Übersicht bei komplexen Passagen, zählen zu den Steckenpferden des Franzosen. Damit rechtfertigt er auch sein Preisschild, wie ich finde, denn diese Form der dynamischen Exegese beherrscht im Vergleichsfeld letztlich nur die etwas strenger und geradliniger aufspielende Eversolo-Kombi.

Grobdynamik

Man sollte ja meinen, dass mit lediglich 70 Watt pro Kanal grobdynamisch nicht wirklich viel zu holen sein dürfte. Doch weit gefehlt. Ohne dass beim Stück „Ascendancy“ aus dem gleichnamigen Album der Metalband Trivium bei gehobener Zimmerlautstärke auch nur annähernd Überforderungs- oder Kompressionstendenzen zu vernehmen sind, klingt es auch laut keineswegs harsch oder unsauber. Sogar das Schlagzeugspiel füllt den Raum überzeugend, also Haken dran.

Der TB140 beherrscht Speed und Pegel, und von Letzterem sogar mehr als meine Ohren vertragen. Er bleibt dabei seinem tonalen Bouquet – seiner neutral-luftigen Spielweise – treu. Sicher, wer will, kann sich mit kräftiger abgestimmten Boliden noch mehr Wumms in den Hörraum holen. Geschmackssache. Mir fehlt das hier nicht wirklich, ich empfinde die leichtfüßige Gangart des Kora als stimmig.

ECC83 im Kora TB140

Mittenzauber

Gerade beim Klavier und bei stimmbetonten Stücken zeigt der Kora, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Schwelgerisch nahezu, wenngleich der neutral-schlankeren Linie verpflichtet, entlässt er prachtvolle, frei von jeglicher „Schwere“ versehene Klangfarben in den Hörraum. Im Mittenband herrscht eine besondere „Luftigkeit“, die feine tonale Schwebungen mühelos zum Vorschein bringt, ohne dabei aber – und das ist schon erstaunlich – die Körperlichkeit eines Instruments zu vernachlässigen. Im Gegenteil. Da schwingt nie eine technisch klingende Nüchternheit mit, beim Nachzeichnen selbst mehrstimmiger Instrumente und komplexester Partituren verströmt der Kora TB140 vielmehr ein hohes Maß an natürlichem Gefühl und Ausdruck. Das führt dazu, dass der Kora TB140 im Mittenband einen Hauch mehr „Savoir Vivre“ vermittelt als die auf Unbestechlichkeit getrimmte Eversolo-Kombi.

Jaques Brel Chanson Sans ParolesStimmen? Einfach nur zum Schwelgen, sensationell. Nehmen wir einen Klassiker wie „Ne Me Quitte Pas“ von Jaques Brel (Album: Chanson Sans Paroles): Die Stimme wird realistisch und variationsreich transportiert, die Bandbreite von Kraft, Verletzlichkeit und Schmelz liefert der Kora TB140 mit „intensiver Unaufgeregtheit“, ja, mit selten gehörter Lässigkeit. Das mag widersprüchlich klingen, ich weiß, doch der TB140 ist eben kein tumber Expressionist. Er übertreibt es nicht beim Brustnoten, gibt reichlich Details, tonales Changieren, Fülle und Gefühl preis, sodass eine bemerkenswert natürliche Authentizität entsteht. Keine Frage, er stellt sich selbst hintan und lässt der Musik den Vortritt.

Diese authentische Spielweise unterschiedet sich von der der Eversolo-Kombi durch einen Hauch mehr an Entschlossenheit und Leidenschaft. Doch so authentisch der Kora rüberkommt – Freunde einer Klangcharakteristik, die auf ein warm-sonores Mittenband setzt, werden hier nicht fündig. Der Franzose ist halt kein Engländer, um mal ein wenig mit den Klischees zu spielen.

In den Tiefen

Lithe What Would You DoBeim Stück „Fall Back“ von Lithe (Album: What Would You Do) passiert etwas Bemerkenswertes. Während die Eversolo-Kombi wie der Waversa Wslim Lite die unteren Register mit viel Kraft und Kontur zum Besten geben, punktet der Kora mit einem detailfreudigen, sehniger und konturiert-geschmeidiger wirkenden Bass, der neutral, relativ zu den beiden anderen gehört also schlanker rüberkommt. Basswogen verfügen mit dem Kora über glaubhaften Tiefgang, insgesamt wirkt sein Bass aber sportlich-flott, nicht wohlig-betont. Er schmiegt sich nahtlos ans Mittenband und buhlt nicht mit „Soloeskapaden“ um die Gunst der Hörers. Mir gefällt diese straffe Gangart ziemlich gut. Wer für sein auditives Glück aber eine kleine Spaßbetonung untenrum braucht, muss anderswo suchen.

Räumlichkeit

Der Kora TB140 geht einen kleinen Schritt auf den Hörer zu, was zu einer recht involvierenden Darstellung führt. Dabei öffnet sich ein deutlich ausgeprägtes „Koordinatensystem“: Die Instrumente bekommen gebührenden Raum zur Entfaltung und strahlen quasi wie ein Echolot unablässig Informationen über ihre Position und Umgebung zurück. Nie wirken sie wie aneinandergereiht, ihnen steht deutlich mehr Raum zur Verfügung als viele günstigere Verstärker bieten können. Alles klingt ausgesprochen dreidimensional und greifbar.

Das Display des Kora TB140

Aufwärmübung – das Display des Kora TB140, nach dem Einschalten

Mit dem Kora lassen sich Schallereignisse zudem bemerkenswert mühelos aus (und in) dem Kontext lokalisieren. So werden beispielsweise Geigen aus der zweiten Reihe eindeutig einsortiert und präzise verortet. Das kenne ich auch anders, denn wenn alles eng beieinander rückt, ist eine exakte Lokalisation häufig kaum möglich. Auch das unterscheidet den TB140 von günstigeren Vertretern der Zunft. Die nun schon öfter herangezogene Eversolo-Kombi leuchtet freilich noch ein Quäntchen tiefer in den Raum und die äußeren Ränder hinein, der Waversa wiederum unterscheidet sich durch eine noch etwas direkteren Spielweise, die dem einen oder anderen Hörer vielleicht mehr zusagen mag. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten …

Die Entwickler von Kora beweisen, dass sich traditionelle Technik mit modernen, innovativen Ansätzen weiterentwickeln lässt. Ihr Vollverstärker TB140 mit Square-Tube-Technologie besticht durch einen unaufdringlichen, offen-luziden Stil, ein bemerkenswertes Auflösungsvermögen, luftige und farbintensive Mitten, ein sehnig-straffes Bassspiel und eine weitläufige Bühnendarstellung.

Der Kora TB140 von oben-links betrachtet

Offen, unaufdringlich, hochauflösend: Der Kora TB140 will dem Röhren-Klischee nicht so recht entsprechen. Gut so!

Natürlich ist vieles Geschmackssache, und so werden Freunde sonorer, warmer Klangbilder mit dem TB140 weniger „warm werden“, denn insgesamt befindet er sich schon auf der etwas leichteren Seite von neutral. Das Außergewöhnliche dabei ist, dass er trotzdem farbstark, leidenschaftlich und intensiv rüberkommt, also das genaue Gegenteil eines blassen Vertreters abgibt. Eine wirklich erstaunliche klangliche Kombination, die dieser Amp aus Frankreich bietet. Ich bin jedenfalls „korafiziert“, und dass beim von Wehklagen begleiteten Einpacken und Rückversenden des TB140 das Stück „Au Revoir“ von Charles Aznavour lautstark spielte, möchte ich der Vollständigkeit halber schon noch erwähnt wissen …

Steckbrief Kora TB140:

  • Bietet im Hochton einen neutralen Charakter und ein ausnehmend hohes Auflösungsvermögen – ohne „Showeffekte“, vielmehr feinziseliert und sanft bei hohem Detailierungsgrad.

  • Neutral bis schlanker gehaltenes Mittenband, das gleichsam sehr authentisch wirkt. Textur und Färbung der Instrumente erscheinen in voller Intensität und Natürlichkeit. Schmelz und organische Darstellung ohne wärmere Betonung sind möglich, wie Kora beweist.

  • Im Bass frei von jeder Effekthascherei, spielt linealglatt, sehr straff, sehnig und detailfreudig. Guter Tiefgang. Schnelligkeit steht hier klar vor gefälligem oder gar überbordendem Volumen.

  • Räumlich geht’s einen kleinen Schritt auf den Hörer zu. Angenehm authentische, weitläufige Bühnendarstellung. Gute Lokalisationsschärfe und Plastizität. Die Tiefenstaffelung ist völlig in Ordnung, aber auch nicht gleich rekordverdächtig.

  • Der TB140 besitzt eine feine Nuancen und Stimmungen aufzeigenden Feindynamik, die der Preisklasse gerecht wird. Grobdynamisch gut beieinander, aber keine „Dampframme“. Das würde auch nicht zum Grundnaturell dieses Verstärkers passen.

  • Das Auflösungsvermögen des Kora ist quer übers Frequenzband hinweg sehr hoch – wirkt aber nie „oberlehrerhaft“, sondern frappierend natürlich. Eine echte Stärke.

  • Sehr solide und hochwertige Verarbeitung, zeitloses Design. Reines Analoggerät, digitale Schnittstellen glänzen durch Abwesenheit.

Fakten:

  • Modell: Kora TB140

  • Konzept: Vollverstärker mit Röhren und Transistoren

  • Preis: 5.900 Euro

  • Farben: Schwarz-Grau

  • Ausgangsleistung: 2 x 70 Watt an 8 Ohm

  • Maße und Gewicht: 11,8 x 42 x 37 cm (HxBxT), 9,5 kg

  • Eingänge: analog: 4 x Cinch, 1 x Phono-MM

  • Ausgänge: 1 x Stereolautsprecher, 1 x Vorverstärker

  • Sonstiges: Fernbedienung

  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

SoReal Audio
Aresinger Straße 36 | 86561 Unterweilenbach
Telefon: +49 (0) 8445-2670030
E-Mail: info@soreal-audio.de
Web: https://www.soreal-audio.de/

Scroll to Top